Düsseldorfer Schloss
Wahrscheinlich ist die über die Jahrhunderte die Rheinfront beherrschende Burg der Grafen von Berg und späteren Herzöge von Jülich-Kleve-Berg erst nach der Stadterhebung (im Jahre 1288) entstanden.
Allgemein wird ihre Errichtung (zuerst wohl nur als befestigtes Wohnhaus) um 1324 angesetzt, als man beabsichtigte, in Düsseldorf Zoll zu erheben. Die ab 1386 urkundlich erwähnte Burg war damals bereits bedeutend erweitert. Vermutlich schon in den ersten beiden letzten Jahrzehnten des 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstand eine zur Stadt hin offene Dreiflügelanlage mit je einen Turm als Abschluß des Nord- bzw. Südflügels. Zwischen diesen beiden Türmen lag eine Wehrmauer. Ein Wassergraben umgab die ganze Anlage. Die nördliche Düssel floß unter dem Schloß hindurch, speiste einmal die landseitigen Wassergräben und bildete zum anderen vor dem langen, dem Rhein zugewandten Flügel einen kleinen Graben, der zur Entsorgung diente. Das Schloß selbst lag unmittelbar an der Rheinwerft.
Nach den Feuerbrünsten um 1490 und 1510 war die Burg baufällig. Zwischen 1522 und 1559 wurde sie zunächst von Herzog Johann III. von Jülich-Kleve-Berg, später von seinem Nachfolger Wilhelm dem Reichen instandgesetzt. Mit dem Ausbau beauftragte der Landesherr den aus Bologna stammenden Landesbaumeister Alessandro Pasqualini. Dieser vollendete um 1551 den heute noch bestehenden runden Turm, dem er ein viertes, polygonales und mit toskanischen Halbsäulen gegliedertes Geschoß hinzufügte, das ursprünglich eine halbkugelförmige Kuppel trug und von einer zwiebelförmigen Laterne bekrönt war.
Das Düsseldorfer Schloß gehörte zu den bevorzugten Sitzen der letzten Herzöge von Jülich-Kleve-Berg. Im Jahre 1585 war es Schauplatz eines der glanzvollsten Feste in der Geschichte der Stadt: Der Vermählung des Jungherzogs Johann Wilhelm mit der Marktgräfin Jakobe von Baden.
Unter den Pfalz-Neuburger Herrschern war es dann Kurfürst Johann Wilhelm, der lebenslang in Düsseldorf residierte und das Schloß modernisieren und kostbar ausstatten ließ. Für die kurfürstliche Gemäldesammlung ließ er 1709 bis 1714 ein selbständiges, mit dem Schloß verbundenes Galeriegebäude – eines der ersten seiner Gattung in Deutschland – errichten.
“Dicht an das Schloß stößt das 1710 ausgeführte Gebäude, welches die berühmte Düsseldorfer Galerie, eine der drey vornehmsten Gemäldesammlungen Deutschlands enthält” Ludewig Wilhelm Gilbert im Jahre 1792.
Zu den Hofhaltungsbauten gehörten auch das kurfürstliche Theater, das Opernhaus und das Ballspielhaus. In der Nähe des Schloßturmes stand das Edelknaben- und Pagenhaus, das der Kurfürst 1699 gleichzeitig mit einigen anderen Nebengebäuden des Schlosses umbauen ließ.
Nach dem Tode Johann Wilhelms überführten seine Nachfolger, die nicht mehr in Düsseldorf residierten, nach und nach die Schloßeinrichtung, die Sammlungen sowie die Bibliothek in ihre neue Residenz nach Mannheim. Das Schloß wurde allmählich unbewohnbar.
Das Düsseldorfer Schloss von Westen aus betrachtet. Es wird der Bauzustand des frühen 18.Jahrhunderts dargestellt. Dach und Geschosse sind verzeichnet. Nachzeichnung um 1800 nach einem verlorenen Original. Stadtmuseum Düsseldorf.
Kurfürst Karl Theodor beauftragte seinen Hofbaumeister J. H. Nosthoffen um 1750 mit Erneuerungsarbeiten; der ganze Gebäudekomplex wurde aufgestockt. 1794 brannte das Schloß während der Bombardements durch französische Truppen aus und blieb bis in die zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts Ruine. Es wurde entschieden, die neugegründete Kunstakademie dorthin zu verlegen.
Der Kunstakademieprofessor Rudolf Wiegmann erstellte die Pläne für den Wiederaufbau des völlig zerstörten Nordflügels, der für die Aufnahme der Provinziallandstände bestimmt wurde; zur Grundsteinlegung kam auch König Friedrich Wilhelm IV. nach Düsseldorf.
Wiegmann entwarf ferner für den bis dahin als Ruine freistehenden Turm ein von Doppelarkaden gegliedertes, achteckiges offenes Obergeschoß mit Balustrade. Aber bereits 1872 zerstörte ein erneuter Brand das Schloß, das man jetzt schon als Kunstakademie bezeichnete.
Die Ruine des Stadtschlosses nach dem verheerenden Brand im März 1872. Am linken Bildrand ist neben dem Torso der ehemaligen Kunstakademie das Schloßportal Pasqualinis zu erkennen. Am rechten Bildrand der Nordflügel ( am Schloßturm), der das Ständehaus beherbergte, das nach dem Brand sein Domizil am Kaiserteich fand. H. und E. Becker 1872. Stadtmuseum Düsseldorf.
1882 wurde die Ruine an die Stadt verkauft, die den Abbruch genehmigte und 1892 die Mittel für den Ausbau des weitgehend erhaltenen Schloßturmes bewilligte. Es entstand der platzartige leere Raum, so dass man, als 1898 die Oberkasseler Brücke in Betrieb genommen wurde, mit einer großzügigen Gestaltung des Rheinufers beginnen konnte. 1909 wurde die baufällige Balustrade des Turms entfernt und ein vorkragendes flaches Zeltdach aufgesetzt. Im 2. Weltkrieg (1943) brannte der Turm bei einem Luftangriff aus. 1950 wurde er provisorisch und 1978 bis 1983 grundlegend wieder instandgesetzt und beherbergt heute die wertvolle Sammlung des Stadtmuseums zur Binnenschifffahrt, das Schifffahrts-Museum.
In den Jahre 1999 bis 2001 wurde der Turm erneut renoviert und erhielt in der sogenannten Laterne (im obersten Geschoß) ein Museumscafe, von dem aus man einen wunderbaren Blick über die Altstadt und den Rhein hat.