Heinrich Heine

Sein Leben und seine Werke

Heinrich, Taufname Harry, Heine wurde am 13. Dezember 1797 in Düsseldorf geboren. Von 1807 bis 1814 besuchte er das dortige Lyzeum. Ein Jahr später verließ Heine seine Geburtsstadt und begann eine Banklehre in Frankfurt und Hamburg, studierte in Bonn, Göttingen und Berlin Jura, hörte aber auch historische und philologische Vorlesungen.

Am 2. Oktober 1824 besuchte er im Rahmen einer Harz-Wanderung Goethe in Weimar. Im Juni 1825 trat er vom jüdischen Glauben zum Christentum über; einen Monat später promovierte er in Göttingen zum Dr. jur.. Aus der Studentenzeit stammen „Gedichte” (1822) und zwei tragisch-dramatische Versuche (Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo), aber erst die „Reisebilder” (zwei Bände, 1826 bis 1827 mit „Harzreise”, „Nordsee”, Buch „Le Grande”; zwei weitere Bände 1830/31 mit „Reise von München nach Genua” und „Bäder von Lucca”) hatten mit Ihrem neuartigen Wechsel von witzig-beschreibender Prosa und lyrischen Einlagen, ihrem leichtfüßigen und elegant plaudernden Stil so starken Erfolg, dass er fortan als freier Schriftsteller leben konnte.

Die in den „Reisebildern” verstreuten Verse sammelte er, um viele neue vermehrt, im „Buch der Lieder” (1827), der erfolgreichsten deutschen Gedichtsammlung, die Heinrich Heines Weltruhm als Lyriker begründeten.

1831 ging Heine als Berichterstatter der Augsburger „Allgemeinen Zeitung” nach Paris. Deutschland sah er nur bei zwei flüchtigen Besuchen in den Jahren 1843 und 1844 wieder.

Am 31. August 1841 heiratete er Eugenie (Mathilde) Mirat (* 1815, † 1883).

Im Hintergebäude dieses Altstadt-Hauses, Bolkerstraße 53, wurde Heinrich Heine am 13. Dezember 1797 geboren.

Aufgrund seiner Verdienste erhielt Heine längere Zeit eine Ehrenpension der französischen Regierung (Bekanntschaft mit Balzac, V. Hugo, Dumas d. Ä., Lamartine, George Sand, A. de Musset, G. de Nerval, u. a.). Als Schriftsteller strebte er fortan danach, zwischen Deutschland und Frankreich zu vermitteln, in dem er französische Kunst und Liberalität in Deutschland, deutsche Literatur und Philosophie in Frankreich bekannt machte. In diesem Sinne erschien 1833 die „Geschichte der neueren schönen Literatur in Deutschland” (zwei Bände, um die deutsche Romantik erweitert 1836 als „Die Romantische Schule”) und „Französische Zustände”, 1834 der erste Band des „Salon” (mit „Französische Maler”, Gedichten und dem Fragment „Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski”) und „Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland” (im zweiten Band des „Salon” zusammen mit den „Frühlingsliedern”).

1835 wurden Heinrich Heines Schriften zusammen mit denen der jungdeutschen Schriftsteller vom Deutschen Bundestag verboten.

1837 erschien der dritte Band des „Salon” (mit „Florentinische Nächte”, „Elementargeister”). Einen Angriff auf Platen in den „Bädern von Lucca” folgte 1837 die gegen W. Menzel gerichtete Schrift „Über den Denunzianten” und 1840 die Abrechnung mit L. Börne. 1840 veröffentlichte Heine den vierten Band von „Salon” mit dem „Rabbi von Bacherach” und Berichten „Über die französische Bühne”, Gedichten und Romanzen. An eine Reise von Paris nach Hamburg knüpft das Epos „Deutschland, ein Wintermärchen” (1844) an, das schonungslos mit beißendem Witz deutsche Schwächen bloßstellt. Im Epos „Atta Troll” (1847; z. T. 1843 in Zeitschriften) verspottet er die politische Gesinnungs- und Tendenzliteratur und tritt für die Freiheit echter Poesie ein. 1846 schrieb Heine das Tanzpoem „Die Göttin Diana” 1847 „Der Doktor Faust”, 1853 bis 1856 folgten „Geständnisse” und Memoiren.

In den „Neuen Liedern” (1844) traten die lyrischen Töne hinter politischen Tendenzen zurück; zugleich verkündete Heinrich Heine den an Saint-Simon anknüpfenden schönheitstrunkenen Sinnenkult, den er als „Hellenismus” dem Nazarenertum entgegenstellte. Die echtesten persönlichen Töne seiner späteren Zeit birgt der nach seiner Erkrankung entstandene „Romanzero” (1851) und dessen Fortsetzung im dritten Band der „Vermischten Schriften” (1853/54). Ein unheilbares Rückenmarksleiden fesselte Heine seit 1848 an ein qualvolles Krankenlager; dem Hilflosen und Vereinsamenden stand seine letzte Liebe, die „Mouche” (Elise Krinitz, * 1830, † 1897), zur Seite. Er starb am 17. Februar 1856 in Paris.

Heinrich Heine – Gemälde von M. Oppenheim, 1831. Kunsthalle Hamburg.

Sein Wesen und seine Wirkung

Heinrich Heine gehörte zu den reichsten lyrischen Begabungen im nachgoetheschen 19. Jahrhundert. Anknüpfend an die Vierzeiler Eichendorffs und Wilhelm Müllers, verbindet Heine Zauber und Empfindungsreichtum der spätromantischen Poesie mit der Reflektiertheit und Skepsis der „byronistisch” zerrissenen, vormärzlichen Geistigkeit.

Zu bewußt und zu gespalten, um sich dem Pathos einer Empfindung noch rein hingeben zu können, zu aufrichtig, um eine Unschuld des Gefühls vorzutäuschen, die er nicht mehr besaß, führte Heinrich Heine die sich auch über den eigenen Standort witzig erhebene romantische Ironie in die Lyrik ein. Dies ergab den häufigen, teils schrill-zynischen, teils melancholisch-dissonierenden Stimmungsumbruch in seinen Gedichten.

Manche der scheinbar improvisierend leichten, in Wahrheit künstlerisch virtuosen Lieder und Balladen Heinrich Heines sind – zumal in der Vertonung durch Schubert und Schumann – Volksgut geworden. Als Satiriker war Heine von ätzender Schärfe. Mit seinem geistreichen, stimmungshaltigen und ironischen Prosastil wurde er zum Begründer des modernen Feuilletonismus.

Von Hegel und Saint-Simon gleich stark beeindruckt, stand Heine in seiner aggressiven, z. T. revolutionären Haltung gegenüber Staat und Kirche dem Linkshegelianismus nahe (Bekanntschaft mit Karl Marx in Paris).

Heines zwiespältiges, widerspruchsvolles Wesen erklärt sich aus dem Übergangszeitalter, in dem die ethischen und metaphysischen Bindungen der idealistischen Epoche dahinschwanden. Sein Werk ist dennoch in sich einheitlich und geschlossen, der Heinesche „Witz” ein Mittel der Synthese zwischen Verstand und Gefühl, Individuellen und Allgemeinen.

Heinrich Heines literarische Wirkung in Europa war außerordentlich. Seine Gedichte wurden in vielen Sprachen übersetzt; die Vorstellung von deutscher Romantik im Ausland ist von ihm wesentlich mitbestimmt. Heine und sein Werk wurden aber auch von Anfang an angefeindet; der Höhepunkt des Streites um Heinrich Heine war um 1900 (K. Kraus „Heine und die Folgen”, 1910).

Heinrich-Heine-Institut

Wer heute in Düsseldorf den Geist Heinrich Heines sucht, sollte zunächst das Heinrich-Heine-Institut an der Bilker Straße 12-14 besuchen. Es ist Museum, Gedenk- und Forschungsstätte zugleich. Seine Dauerausstellung vermittelt eine Einführung in das Leben und Wirken des Dichters. Hier werden Originalhandschriften (rund die Hälfte aller überhaupt in der Welt vorhandenen Heine-Autographen) und weitere authentische Dokumente aufbewahrt. Auch sind Heine-Forscher aus vielen Ländern der Welt immer wieder Gast im Institut.

Heine-Monument

Mit der Errichtung von Bert Gerresheims Heine-Monument auf dem Schwanenmarkt im Jahre 1981 – zum 125. Todestag des Dichters von dem Mäzen Dr. Stefan Kaminsky gestiftet – fand eine wechselvolle Denkmalsgeschichte ihr Ende. Eine erste Initiative zur Errichtung eines Heine-Denkmals in Düsseldorf wurde von Kaiserin Elisabeth (Sissy) von Österreich 1888 begonnen, scheiterte aber an den in Düsseldorf herrschenden Preußen. Die dafür eingesammelten Spenden der Bürger dienten später zum Ankauf des Heine-Nachlasses.

1932 errang der Künstler Georg Kolbe den ersten Preis in einem Heine-Denkmals-Wettbewerb, seine Bronzeskulptur eines aufstrebenden Jünglings konnte jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg aufgestellt werden (am Ehrenhof).

1953 stiftete der Kunstverein den Mädchentorso „Harmonie” (im Hofgarten) zu Ehren Heines. Anders als diese allegorischen Plastiken spiegelt Gerresheims „Fragemal” kritisch die Möglichkeiten eines Denkmals in der heutigen Zeit, versteht sich als „Vexierplastik”, das die Totenmaske Heines aufsprengt und sie mit zahlreichen Symbolen umgibt.

Das Heinrich-Heine-Monument am Schwanenmarkt ist eine physiognomische Vexierplastik. Sie wurde 1981 vom Düsseldorfer Bildhauer Bert Gerresheim geschaffen.