Familie Thonemann

Thonemann, ein Patriziergeschlecht

Die Thonemann sind ein katholisches, westfälisches Geschlecht von Ratsherren aus der Stadt Warburg.

Ursprung

Das Geschlecht Thonemann hat seinen Ursprung in Warburg, einer Stadt im ostwestfälischen Kreis Höxter im Osten von Nordrhein-Westfalen (Deutschland). Die erste urkundliche Erwähnung findet sich im Jahr 1331, als Hermann de Tonne (* 1275) als Dekan der Wollweberzunft der Altstadt Warburg aufgeführt wird. Aus dieser Urkunde ist ersichtlich, dass er am 2. Februar 1331 an der Spitze der Warburger Wollweber stand, die sich mit dem Kloster Willebadessen wegen einer bei Warburg gelegenen Walkmühle verglichen haben.

Abstammung

Hermann de Tonne hatte zwei Söhne, Cord und Hermann. Cord Tonne (* 1300, † 26.01.1359) heiratete 1320 und war mehrmals Ratsherr der Altstadt Warburg. Sein Sohn Johann (* 1322) heiratete eine Frau namens Regenheydis und deren gemeinsames Kind, Johann II. Thonen, wurde Thonemann genannt. Als Ratsherr unterzeichnete dieser im Jahre 1421 den Gildebrief der Fleischerzunft mit „Weber Hans Thonemann“. Johann III. (* 1400, > † 1479), Sohn von Johann II, sehr wahrscheinlich verheiratet mit einer Frau Lovelmann, wurde nach einer Urkunde vom 19. Dezember 1456 als „Rame“, d. h. Weber, bezeichnet. Aus seiner Armenstiftung, der „Hans-Thonemann-Stiftung“, erhielten jedes Jahr auf St. Nikolaus 9 arme Männer und 9 arme Frauen je ein paar „doppelt belappte Schuhe“, desweitern 80 bis 85 Arme der Stadt Leinwand und „vier arme Leute“ am Mittwoch vor Weihnachten alljährlich „fünf Ellen grahe Wand“ zur Herstellung von Kleidern.

Der Sohn von Cord III. Thönen (* 1430, > † 1478) – Sohn von Johann III – Johann V. Heinrich Thone, genannt Thonemann (~ * 1465, † 1536), heiratete in zweiter Ehe (~ 1500) Metta Gerold, die Tochter des Bürgermeisters (> † 1554). Aus dieser Ehe stammen die Kinder Martin (* 1510, † 1567), Johann VI. (* 1520, † 1588) und Else (* 1515, † 1572). Martin wurde Abt des Zisterzienserklosters Hardehausen (1544 – 1567) und der Sohn von Johann VI., Heinrich Thöne (* 1566, † 30.05.1637), war Stifter des Evangeliars und des Warburger Gymnasiums, des Marianum.

Joist I. Thone/Thöne (~ * 1500, † 1572), Sohn aus der ersten Ehe von Johann V. Heinrich Thone, genannt Thonemann, war zwischen 1542 und 1572 als Ratsherr und Kämmerer tätig und zweimal verheiratet. Zunächst mit Drudeken (Gertrud) Nabercord und in zweiter Ehe, ab 1556, mit Angela von Listingen. Aus dieser Ehe gingen die Kinder Johann VII., Christoph und Joachim hervor. Der Sohn von Christoph Thöne (* 1558, ~ † 1597), Georg, begründete die Linie T(h)önnemann, aus der der berühmte Jesuitenpater Vitus Georg Tönnemann entstammt.

Die Stiefmutter von Joist I., Metta Gerold, hatte dem Zisterzienserkloster Hardehausen, wo ihr leiblicher Sohn Martin Abt war, beträchtliche Summen Geld geliehen. Im Ausgleich dafür wurden ihr nach und nach Ländereien des Klostergutes Scherfede überschrieben und erst fünf Jahre nach Martins Tod (1572) in einem Vergleich des Klosters mit den Geschwistern Johann VI., Else und Joist I. endgültig geregelt. Auf diese Weise kam die Familie in den Besitz von Ländereien in Scherfede.

Der älteste Sohn von Joist I. und Angela, Johann VII. Thöne (* 1537, † 1608), wohnte in Warburg, war in den Jahren 1586 bis 1608 Ratsherr und Kämmerer der Stadt und Begründer der Linie im Klostergut Scherfede. Er heiratete 1560 und seine beiden Söhne Johann (* 1580, † 1655) und Cord (* 1580) werden in den Akten des Oberamtes Dringenberg (1605) als Einwohner von Scherfede genannt. Johann Thöne, genannt Thonemann, bekleidete lange Jahre das Amt des Richters von Scherfede.

Die beiden Kinder aus der zweiten Ehe von Johann Thonemann mit Elisabeth N. (oo 1635 in Scherfede) waren Heinrich (* 03.03.1641) und Arnold (* 07.02.1644). Sie setzten die Linie der Thonemann in Scherfede fort.

Herkunft des Namens

Der Name ist norddeutsch, genauer westfälisch-niedersächsisch: Thöne, früher Thönen, Thonen, Theune, Thoynen und in ältester Zeit Thunen, Thuinen, Thünen und ähnlich geschrieben, bedeutet soviel wie Zaun, althochdeutsch Zun, das im Niederdeutschen Thon, Thun, Thün, Thiun oder Theun heißt. Herrührend von dem indogermanischen Thunum ist es gleichen Stammes mit dem angelsächsischen „tun“ und dem englischen Wort für Stadt „town“ und vor allem dem keltischen, in so manchem Ortsnamen vertretenen Dunon, Dunum, welches, von der Grundbedeutung des Wortes „Zaun“ ausgehend, die Burg oder die Stadt bedeutet. Interessant ist weiterhin, dass seit den ersten urkundlichen Vorkommen des Namens – gleichsam als Kosename – der Beiname Thonemann/Thönemann geführt wird.

Wie wenig feststehend die Schreibweise des Namens war, kann man daran erkennen, dass sich noch am 30.11.1589 der spätere Stifter des Warburger Gymnasiums, Heinrich Thöne, als Henricus Theunen Warburgensis in die Kölner Universitätsmatrikel als Student einschrieb, während man ihn bei seiner Doktorpromotion in Mainz, dem dortigen Dialekte entsprechend, Henricus Thenen nannte.

Mit Rücksicht auf diese ältesten Namensformen und ihre Entwicklung darf man wohl behaupten, dass der Name Thöne in Warburg in seiner Herkunft mit „Antonius“ nichts zu tun hat, eine Etymologie, zu der die moderne Form des Namens zu gerne verleitet. Ganz abgesehen von der allein ausschlaggebenden älteren Schreibweise müsste der Name Thöne bei dieser Ableitung besonders im vorwiegend katholischen Süddeutschland vertreten sein, wo er sich in älteren Zeiten absolut nicht findet, wie eine Rundfrage im Jahre 1936 anhand erreichbarer Adressbücher ergab.

Der Name Thonemann als Familienname und nicht als Kosename, hat sich im Klostergut Scherfede herausgebildet. Johann, Sohn des Warburger Johann VII. Thöne, war Einwohner von Scherfede und dessen Nachkommen sind u.a. in den Scherfeder Kirchenbüchern ab Mitte des 17. Jahrhunderts als Thonemann geführt worden.

Geografische Verteilung

Deutschland: Von Scherfede ausgehend sind die Mitglieder der Familie Thonemann heute (2010) in vielen der alten Bunderländer zu finden. Schwerpunkt ist weiterhin Westfalen.

Niederlande: Johannes Andreas (Henricus) Thonemann (* 05.09.1780 in Scherfede, † 02.02.1814 in Den Haag (NL)), Sohn der Eheleute Mathias Thonemann (* 17.11.1734 in Scherfede, † 13.12.1800in Scherfede) und Anna Maria Münekehoff (* 1746, † 02.01.1815 in Scherfede), ist der Begründer der niederländischen Linie. Er heiratete am 21.11.1803 in Den Haag (NL) Alida Laagers (* 1777 in Speller (NL), † 10.12.1852 in Den Haag). Aus dieser Ehe gingen die Kinder Johannes Andreas (* 17.09.1804 in Den Haag, † 11.10.1887), Anna Maria (* 27.02.1804 in Den Haag), Matthias (Martinus) (* 30.10.1808 in Den Haag, † 25.01.1886 in Den Haag) und Henricus (* 31.05.1811 in Den Haag, † > 1852) hervor. Bereits Matthias (Martinus) führte als Familiennamen nicht mehr Thonemann sondern Toneman, der heute in den Niederlanden vorkommende Name dieser Linie.

Australien: Aus der am 06.05.1787 in Scherfede geschlossenen Ehe von Johann Heinrich Thonemann (* 15.05.1758 in Scherfede, † 25.03.1814 in Scherfede) und Eva Margareta Engemann (* 05.01.1765 in Rimbeck, † 25.03.1814 in Scherfede) stammen zwölf Kinder, u.a. Augustus Louis Emilius Thonemann (* 14.12.1803 in Scherfede, † 29.06.1852 in Höxter). Augustus Louis Emilius war zweimal verheiratet. Mit seiner zweiten Ehefrau (oo 1829 in Münster) Caroline Fredericke Jacobi hatte er drei Kinder, Louis (06.09.1830 in Berlin, † 11.11.1882 in Carlton (Australien)), Emil Julius (03.02.1832 in Berlin, † 14.10.1874 in Bad Driburg) und Malvine († 1893 in Höxter). Emil Julius Thonemann, Begründer der australischen Linie, war verheiratet mit Mary Noble und ihr Sohn Frederick Emil (* 1860 in Melbourne (Australien), † 1939 in Melbourne), einer von elf Kindern, war Börsenmakler in Australien.

Großbritannien: Ein Sohn aus zweiter Ehe von Frederick Emil Thonemann und Mabel Jesse Fyfe (oo 1913) war Peter Clive (03.06.1917 in Melbourne). Dessen Kinder, Philip und Helena, sind nach Großbritannien verzogen.

Wappen

In grün ein durchgehender goldener Zaun, bestehend aus drei palisadenförmigen Pfählen, einen Querbalken überdeckend. Auf dem grün-golden bewulsteten Helm mit grün-goldenen Decken ein grüner Flug mit goldenen Kleestengeln.

Persönlichkeiten

  • Martin Thonemann, Abt des Zisterzienserklosters Hardehausen von 1544 bis 1567
  • Peter Clive Thonemann, Emeritus Professor, University of Wales, 2000 (* 1917, † 2018)
  • Ulrich W. Thonemann, Universitätsprofessor, Leiter des Seminar für Supply Chain Management und Management Science der Universität zu Köln, 2010
  • Vitus Georg Tönnemann, Jesuit und Beichtvater von Kaiser Karl VI. (* 1659, † 1740)

Literatur

  • Thonemann, Bernd: Die Familiengeschichte Thonemann von 1275 bis heute / 1995, Cloppenburg 1995
  • Thöne, Wilhelm: Geschichte der Familie Thöne Warburger Stammes 1282-1938, Bad Soden am Taunus 1938
  • Deutsche Wappenrolle, Band 42, Neustadt an der Aisch 1985
  • Thonemann, Helena Fyfe: Confessor to the Last of the Habsburgs: Georg Tönneman S.J. (1659 – 1740), Edinburgh 2008
  • Thonemann, Helena Fyfe: Confessor to the Last of the Habsburgs: The Emperor Charles VI (1685 – 1740) and Georg Tönneman S.J. (1659 – 1740), Oxfordshire 2000

Mehr über die Geschichte der Familie Thonemann erfahren Sie unter http://www.thonemann.name.