Stadtgeschichte

Düsseldorf – Meine Heimatstadt

Düsseldorf ist die Hauptstadt des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen und liegt beiderseits des Rheins im niederrheinischen Terrassenland, angelehnt an die sanft abdachenden Ausläufer des Bergischen Landes 38 m über Normal Null.

Faksimiledruck von Matthaeus Merian. Die Düsseldorfer Stadtansicht ist um die Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden.

Die Anfänge

Die Siedlung Düsseldorf (Dorf an der Mündung des Flüßchens Düssel in den Rhein), 1135 erstmals erwähnt, wurde 1288 von Graf Adolf von Berg zur Stadt erhoben.

Unter Graf Wilhelm, aus dem Hause Jülich (1360 bis 1408), erweiterte sich die Stadt wesentlich. 1371 erhielt sie die volle Gerichtshoheit. Nach der Erhebung des Grafen in den Herzogstand 1380 verlegten die Landesherren allmählich ihre Residenz nach Düsseldorf. Als 1511 Jülich, Kleve, Berg, Mark und Ravensberg unter den Herzögen von Kleve vereint waren, wurde Düsseldorf zur Hauptstadt und erlebte eine Blütezeit, insbesondere unter Herzog Wilhelm dem Reichen (1539 bis 1592).

Als dieser 1609 kinderlos starb, konnten sich im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit Brandenburg und Pfalz-Neuburg behaupten. Bei der Teilung im Vertrag zu Xanten 1614 fielen Jülich und Berg mit Düsseldorf an Pfalz-Neuburg.

Auch die Fürsten von Pfalz-Neuburg verlegten ihre Residenz nach Düsseldorf.

Herzog Wolfgang Wilhelm (1614 bis 1653) konnte durch seine Neutralitätspolitik die Stadt im 30jährigen Krieg (1618 bis 1648) vor größeren Schäden bewahren.

Die Fürsten förderten den Ausbau der Stadt und ihre Befestigung.

Jan Wellem

In besonders segensreicher Weise wirkte der volkstümliche Johann Wilhelm, genannt Jan Wellem, während seiner Regierungszeit von 1679 bis 1716.

Durch seine klugen Maßnahmen kamen viele Handwerker, Kaufleute und Künstler nach Düsseldorf. Manche blieben nur eine gewisse Zeit, viele aber ließen sich hier nieder und kauften Häuser oder bekamen sie vom Kurfürsten geschenkt. Jan Wellem ließ für die kurfürstliche Gemäldesammlung (1709 bis 1714) ein selbständiges, mit dem Düsseldorfer Schloß verbundenes Galeriegebäude errichten. Die Gemäldesammlung beinhaltete u. a. eine umfangreiche Rubens-Sammlung, die 1805 nach München kam und den Grundstock der späteren Alten Pinakothek bildete.

Nach Johann Wilhelms Tod am 8. Juni 1716 verlegte sein Bruder Kurfürst Carl Philipp die Residenz nach Mannheim und überlies die Auflösung der Hofhaltung den Beamten. Dies brachte für Düsseldorf schwere Rückschläge.

Das bekannte Reiterstandbild, dass Grupello von 1703 bis 1711 schuf, zeigt den Kurfürsten Jan Wellem in voller Pracht auf dem Marmorsockel vor dem Rathaus auf dem Marktplatz.

Erst unter Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz (1742 bis 1799) entwickelte sich die Stadt weiter. Im 7jährigen Krieg wurde sie 1758 nach einem Bombardement von Hannoveranern unter General Wangenheim eingenommen.

Karl Theodor vervollständigte die unter Jan Wellem begonnene Gemäldesammlung und bestellte den Maler Lambert Krahe zum Galeriedirektor. Dieser gründete 1777 die Kurfürstliche Maler- und Bildhauerakademie, die unter dem Schutz des Regenten gestellt wurde. Dies war die Geburtsstunde der weltweit bekannten Kunstakademie.

1787 legte man die großzügige Karlstadt an. Vor den Toren, in Pempelfort, entwickelte sich das Landhaus der Brüder Jacobi zu einem Sammelpunkt des geistigen Lebens in Deutschland. Wieland, Humboldt, Herder und Goethe weilten hier.

Zu Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich das Landhaus von Friedrich Heinrich Jacobi (* 1743, † 1819) und seines Bruders Johann Georg zu einem Mittelpunkt des geistigen Lebens in Deutschland.

Düsseldorf im 19. Jahrhundert

Karl Theodor starb 1799 kinderlos. Sein Nachfolger Maximilian Joseph von der Pfalz-Birkenfeld-Zweibrücken mußte 1806 Berg an Napoleon abtreten. Als Folge wurde Düsseldorf Hauptstadt des Großherzogtums Berg. 1808 übernahm Napoleon als Vormund seines kleinen Neffen Louis Napoleon die Herrschaft. 1811 weilte er selbst in Düsseldorf und schenkte der Stadt das frühere Festungsgelände. Damit ermöglichte er die Entwicklung zur Gartenstadt.

Nach der Eingliederung an Preußen (1815) wurde Düsseldorf Sitz eines Regierungspräsidenten sowie 1824 des Provinzial-Landtages.

An der Spitze der 1819 zur „Königlichen Kunstakademie zu Düsseldorf” umgewandelten Akademie trat Peter Cornelius. Ihre große Bedeutung gewann die Akademie aber erst unter seinem Nachfolger Wilhelm von Schadow, der im Herbst 1826 sein Amt antrat. Zu seinen Schülern zählte u. a. Theodor Hildebrandt, Karl Friedrich Lessing, Johann Wilhelm Schirmer und Johann Peter Hasenclever.

Sie begründeten den internationalen Ruf der „Düsseldorfer Malerschule”. Beherrschendes Thema war die Landschafts- und Genremalerei, deren hohe Qualität mangels hervorstechender lokaler Bildmotive allein vom rein künstlerischen Impuls lebte.

Die Kunstakademie wurde 1879 nach Plänen des Baumeisters Hermann Riffart erbaut. Über dem Erdgeschoß der prachtvoll ausgearbeiteten Fassade des symmetrisch angelegten Bauwerks verläuft entlang der gesamtem Ost-, Nord- und Südfront ein Fries mit den Namen von 62 Künstlern verschiedener Epochen. 1896 wurde das Gebäude durch Prof. Adolf Schill architektonisch und dekorativ ausgestaltet und durch den Akademiedirektor Peter Janssen mit Deckengemälden geschmückt.

Ab 1831 entwickelte sich an der Rheinwerft, vor dem alten Düsseldorfer Schloß, ein reger Güter- und Ladeverkehr. Die fünf Jahre später als AG gegründete „Dampfschiffahrtsgesellschaft für den Nieder- und Mittelrhein” war eines der ersten modern organisierten Unternehmen, die sich in Düsseldorf niederließen. Eine Handelskammer wurde gegründet und die Schiffbrücke angelegt, die erstmals eine halbwegs feste Verbindung zum linksrheinischen Gebiet herstellte.

1838 kam die erste Eisenbahnlinie der Rheinprovinz hinzu. Sie verband Düsseldorf mit dem schon viel früher entwickelten Industriegebiet des Bergischen Landes. Bei der Eröffnung der Strecke Düsseldorf – Erkrath mußten die Züge noch durch fest installierte Dampfmaschinen die Steigung hinaufgezogen werden. Sieben Jahre später verband Düsseldorf bereits eine zweite Eisenbahnlinie mit Köln und über das Ruhrgebiet hinaus sogar mit Berlin.

Gasbeleuchtung erhellt seit den vierziger Jahren die Straßen und Plätze der Stadt.

1845 ersetzte die Gemeindeordnung die noch aus der napoleonischen Zeit stammende Departementverfassung. Gewisse Vorbehalte gegenüber der preußischen Herrschaft traten jetzt immer offener zutage. Die katholisch geprägte Bevölkerung befürchtete den zunehmenden machtpolitischen Einfluß des Protestantismus. Auch standen sie dem preußischen Militarismus sehr argwöhnisch gegenüber. Zusätzlich geschürt wurde die anitpreußische Stimmung durch die schlechte wirtschaftliche Lage, von der infolge des aufkommenden Frühkapitalismus insbesondere die Arbeiter betroffen waren.

In den ersten Monaten des Jahres 1848 greift die revolutionäre Bewegung, von Frankreich kommend, auf das nahe Düsseldorf über. Als einer der ersten Gruppen schließt sich ein Teil der Künstlerschaft unter Leitung Ludwig von Milewski den Revolutionären an. Forderungen nach Pressefreiheit und Einrichtung eines Schwurgerichts werden laut; eine Bürgerwehr formiert sich unter Lorenz Cantador. Am 7. Mai 1848, kurz nach den Wahlen zur Frankfurter Nationalversammlung, tritt Oberbürgermeister Josef von Fuchsius, der der Situation nicht mehr gewachsen war, von seinem Amt zurück.

Am 14. Mai kommt es beim Besuch König Friedrich Wilhelm IV. in Düsseldorf zum Eklat: Der preußische Monarch wird bei seiner Fahrt durch die Stadt von der aufgebrachten Bevölkerung wüst beschimpft und mit Pferdekot beworfen.

Nach dem Scheitern der Frankfurter Nationalversammlung wird die freiheitlich demokratische Bewegung in Düsseldorf am 9. Mai 1849 von preußischen Truppen in blutigen Barrikadenkämpfen niedergeschlagen. Unter den Toten befindet sich auch der Künstler von Milewski.

Die „Provinzial-Gewerbeausstellung für das Rheinland und Westfalen” gibt 1852 dem verkehrsgünstig im Mittelpunkt der Industriezentren Mönchengladbach/Krefeld, Bergisches Land und Ruhrgebiet gelegenen Düsseldorf zum ersten Mal die Möglichkeit, als Ausstellungs- und Messestadt in Erscheinung zu treten. Durch diese Ausstellung werden einige belgische Industrielle auf den bis dahin weitgehend branchenneutralen Standort Düsseldorf aufmerksam. Bereits im gleichen Jahr lassen sich die ersten eisenverarbeitenden Industrieunternehmen in der Stadt nieder.

Das Ratinger Tor, im klassizistischen Stil von Adolph von Vagedes zwischen 1811 und 1814 erbaut, gilt als eines der schönsten architektonischen Zeugnisse dieser Epoche in Düsseldorf.

Nach langen Verhandlungen mit der preußischen Oberbaudeputation unter Leitung von Karl Friedrich Schinkel wurde am 3. Juli 1854 der Bauplan zur Erweiterung der Stadt in Richtung Norden und Süden genehmigt. Damit war der Grundstein zur rasanten Entwicklung Düsseldorfs von einer Residenzstadt hin zu einer Industrie- und Handelsstadt gelegt.

Von nun an werden die ersten Verwaltungen von Industrieunternehmen und Verbänden nach Düsseldorf verlegt. Die weiter ausgebauten Verkehrsverbindungen und die Nähe des Ruhrgebiets, aber auch die durch die ehemalige Residenz geprägte hohe Wohnqualität, üben eine starke Anziehungskraft aus. So wird die Stadt auch zunehmend als Standort für Banken interessant, so z. B. für das Bankhaus Trinkaus.

Mit Hilfe erster Fusionierungen und dem Zusammenschluß zu Interessengruppen verfolgen die Düsseldorfer Unternehmer das Ziel, Düsseldorf zu einer Metropole der rheinisch-westfälischen Industrie auszubauen. Eine Zentralhandelsbörse entsteht, an der ab 1860 auch mit Wertpapieren der ersten in Aktiengesellschaften umgewandelten Unternehmen gehandelt wird.

Das Dreiklassenwahlrecht, das bis 1918 seine Gültigkeit behalten sollte, teilte die wahlberechtigte Bevölkerung nach ihrem Steueraufkommen in drei unterschiedliche Gruppen. An der Spitze fanden sich Vertreter des Hochadels, wohlhabende Kaufleute, Bankiers und Fabrikanten, Militärs und Beamte der oberen Ränge. Der zweiten Klasse gehörten Ärzte und Anwälte, mittlere Beamte und alteingesessene Kaufleute an, gefolgt vom Kleinbürgertum: Handwerker, Gastwirte und mittlere Gewerbetreibende. Die Repräsentanten der ersten Klasse, die gerade 4% der Wahlberechtigten stellten, waren unter diesen Voraussetzungen bis zu zwanzig Mal stärker in der Stadtverordnetenversammlung vertreten als die katholisch geprägten Angehörigen der beiden übrigen Klassen. Der sogenannte „vierte Stand”, dem ein Großteil der Bevölkerung angehörte, besaß überhaupt kein aktives oder passives Wahlrecht.

Das Wahlrecht wurde nur demjenigen zugesprochen, der männlichen Geschlechts war, das 25. Lebensjahr vollendet hatte, länger als ein Jahr zur städtischen Gemeinde gehörte und entweder Haus- und Grundbesitz oder ein jährliches Mindesteinkommen von 600 bis 800 Talern vorweisen konnte.

Durch die Einkommensverschiebungen, die die steigenden Gewinne der zunehmenden Industrialisierung mit sich bringen, verliert das angestammte biedermeierliche Bürgertum langsam seinen Einfluß in der Kommunalverwaltung und den städtischen Institutionen, die jetzt zunehmend von liberal-protestantischen Unternehmen und Finanziers besetzt werden. Diese von einem technokratisch-ökonomischen Rationalismus geprägten Kreise stehen dem fortschrittlichen preußischen Staat weit aufgeschlossener gegenüber als die konservativ-katholische Kaufmannsschicht.

Nachdem Ludwig Hammers im Dezember 1875, nach 25 Jahren, vom Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Düsseldorf zurücktritt, wird zwei Monate später Friedrich-Wilhelm Becker erster protestantischer Oberbürgermeister Düsseldorfs.

Damit sind nun auch die politischen Voraussetzungen für die zukunftsweisende Entwicklung der Industrie und des Handels geschaffen.

Anfänge der modernen Großstadt

1882/83 erreichte Düsseldorf die Einwohnerzahl 100.000 und war somit Großstadt. Der dritte Stadterweiterungsplan des 19. Jahrhunderts wurde 1884 vorgelegt. Dieser städtebauliche Entwurf, der sogenannte Sübben-Plan, sah gegenüber dem Plan von 1854 eine Versiebenfachung der bebaubaren Fläche vor. Die die Stadtentwicklung hemmenden zwei Eisenbahnlinien sollten zugunsten von nur einer mit dem „Central Personen Bahnhof” zusammengeführt und die alten Bahnhöfe beseitigt werden. 1891 wurde der neue Hauptbahnhof eingeweiht.

Eine der ältesten Düsseldorfer Altstadtgassen: die Bäckergasse.

1896 bis 1898 entstand als erste feste Straßenbrücke die Oberkasseler Brücke auf Initiative von Düsseldorfer Industriellen. Die schon zuvor 1895 gegründete Rheinische Bahngesellschaft unter Vorsitz von Heinrich Lueg zeichnete nicht nur verantwortlich für den Brückenbau und die Unterhaltung der elektrischen Kleinbahn von Düsseldorf nach Krefeld, der ersten elektrischen Kleinbahnlinie in Europa mit Schnellzügen, sondern auch für die Entstehung eines ganzen Stadtteils, denn jene Gesellschaft kaufte den gesamten Grund und Boden der linksrheinischen Ortschaft Oberkassel und erschloß damit diese vornehme bürgerliche Wohngegend.

Der Schritt in das 20. Jahrhundert ist für die Stadt mit der Ära Wilhelm Marx verbunden, so benannt nach dem legendären Oberbürgermeister (1898 bis 1910), dessen Namen auch das erste Hochhaus (1922 bis 1924) der Stadt trägt. Zu Beginn seiner Amtszeit erreichte die Einwohnerzahl gerade 200.000, bei seinem Ausscheiden aus dem Amt betrug sie über 360.000.

Den Ehrgeiz und Anspruch der bestimmenden gesellschaftlichen Kräfte – fast alle Industrielle waren gleichzeitig auch Stadtverordnete (Poensgen, Haniel, Bagel, Lueg, Schieß u. a.) – nutzte Marx zum Wohle und zur Mehrung der Bedeutung der Stadt, die während dieser Epoche zum Zentrum der Wirtschaftsverbände, Konzerne, Verwaltungen und Banken wurde, so dass man sie „Schreibtisch des Ruhrgebiets” nannte.

Ein Meilenstein in der Stadtentwicklung war die Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung von 1902, die mit 160 verschiedenen Bauten, etwa 2500 Ausstellern und 5 Millionen Besuchern – darunter Kaiser Wilhelm II., der Kronprinz von Siam, der Bruder des Kaisers von Japan, fast alle deutschen Fürsten und zahlreiche Minister des In- und Auslandes – alles bisher Dagewesene übertraf. Als Ausstellungshotel für gehobene Ansprüche war das Parkhotel am Corneliusplatz errichtet worden. Den Künstlern blieb als dauerhaftes Ausstellungsgebäude der versprochene Kunstpalast, denn sie waren unter der Leitung des späteren Akademiedirektors Prof. F. Roeber neben dem Oberbürgermeister Marx sowie den Unternehmern und Wortführern der Montanindustrie H. Lueg und F. Krupp die Initiatoren jener Ausstellung.

Oberbürgermeister Wilhelm Marx – Stadtarchiv Düsseldorf.

Gleichzeitig entstanden im Stadtzentrum und am Rheinufer größere Areale, die sich zur Bebauung anboten. Das war zum einen das ehemalige Kasernengelände, das von der Kasernenstraße bis einschließlich der Westseite der Königsallee reichte und zum anderen das Rheinufer, das durch die Abtragung des seit 1872 nur noch als Ruine existierenden ehemaligen Düsseldorfer Schlosses und durch die korrigierende Ufervorschiebung Platz für Bauten mit neuen architektonischen Akzenten schaffte.

Auf dem Weg zur rheinischen Metropole

Nicht nur durch die Einwohnerzahl und das Lebensgefühl, sondern auch mit für Metropolen dieser Zeit typischen Bauten wollte sich Düsseldorf großstädtisch geben. Eine beachtliche Anzahl von spezifischen Großbauten spiegelt die Stadtstruktur vor dem Ersten Weltkrieg wieder. Dies sind unter anderem das Verwaltungsgebäude des Stahlverbandes (Stahlhof) (1904), die AOK (1904/5), die Luisenschule (1905 bis 1907), das Regierungsgebäude (1907 bis 1911), das Oberlandesgericht (1910), die Mannesmann-Verwaltung (1910/11), die Warenhäuser Tietz (1907 bis 1909) und Carsch (1914 bis 1916) und das Land- und Amtsgericht an der Mühlenstraße (1912 bis 1921).

Für ein ungewöhnlich reiches Kulturleben sorgten das Dumont-Lindemann-Theater mit ganzjähriger Spieldauer, die Oper, die schon Ende des 19. Jahrhunderts erbaute und 1901 erweiterte Tonhalle an der Schadowstraße, das Apollotheater, zahlreiche Kunstausstellungen im Kunstpalast u. v. m.. Mehrere höhere Schulen wurden eröffnet; neben der Kunstakademie genoß auch die Kunstgewerbeschule unter Peter Behrens einen hervorragenden Ruf.

1908/09 wurde eine Kommunalreform durchgeführt, denn das ständige Wachstum der Stadt erforderte in zunehmendem Maße ein neues Verhältnis zu den benachbarten Ortschaften, die ihrerseits durch die Verbesserung der Verkehrsbedingungen einen starken Einwohnerzuzug erlebten, aber finanziell nicht in der Lage waren, die Bedürfnisse der wachsenden Bevölkerung zu befriedigen. Durch die Eingemeindung von Wersten, Stockum, Rath, Gerresheim, Ludenberg, Eller, Himmelgeist und Heerdt mit Oberkassel wurde das Stadtgebiet auf das Doppelte und die Bevölkerungszahl um rund 62.900 vergrößert.

Vor Beginn des Ersten Weltkriegs überschritt die Einwohnerzahl 450.000. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass der prämierte Wettbewerbsentwurf für eine Millionenstadt Düsseldorf von Prof. B. Schmitz, anläßlich der Städtebau-Ausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Gebiete 1912 vorgelegt, große Anerkennung fand. Doch der Erste Weltkrieg mit seinen wirtschaftlichen Folgen, Inflationszeit und französische Besetzung vereitelten viele Pläne und brachten die Bautätigkeit in der Stadt fast völlig zum Erliegen. Große Wohnungsnot und Wohnungszwangswirtschaft waren die Folge.

Nach dem Ersten Weltkrieg

Schon 1919 trafen sich junge Künstler wie Max Ernst, Jankel Adler, Arthur Kaufmann, Otto Dix, Otto Pankok, Adolf Uzarski u. a. in der Kunstgalerie von Johanna Ey und gründeten die Künstlergruppe „Junges Rheinland”.

Bald entstanden auch die ersten bedeutenden Bauwerke der zwanziger Jahre, die als richtungsweisend für die Architektur der Weimarer Republik gelten und deren Baubeginn noch in die Zeit der wirtschaftlichen Not fällt: das Wilhelm-Marx-Haus (1922 bis 1924), das Industriehaus am Wehrhahn (1924), die Darmstädter und Nationalbank (1924) an der Königsallee, das Pressehaus am Martin-Luther-Platz (1924/25), die Stumm-Verwaltung (1923 bis 1925) und die Verwaltung der Phoenix AG (1922 bis 1926). Die beiden erstgenannten Bauten wurden von der unter maßgeblichen Beteiligung der Stadt gegründeten Bürohausgesellschaft erstellt. Verschiedene Genossenschaften und die Bürohausgesellschaft bauten auch die ersten Siedlungskomplexe in Golzheim (1921 bis 1923 bzw. 1922 bis 1926).

Wohl durch die vom Kölner Oberbürgermeister Dr. Konrad Adenauer begründete Messe angeregt, erkannte der Düsseldorfer Oberbürgermeister Dr. Robert Lehr (1924 bis 1933), dass nur eine große Ausstellung dem ungebrochenen Lebenswillen gerecht werden und der Ausstellungsstadt Düsseldorf wieder zu neuem Glanz verhelfen könnte. Der Direktor der Kinderklinik, Prof. Arthur Schloßmann, der sich schon energisch für die Gründung der Medizinischen Akademie (1919) in Düsseldorf eingesetzt hatte, bewirkte, dass die Gesellschaft der Naturforscher und Ärzte ihre für 1926 geplante Tagung in Düsseldorf abhielt. Er gilt damit als Initiator der „Großen Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen”, kurz Gesolei genannt. Diesmal handelte es sich nicht um eine Industrieschau, sondern um eine von 400 Kongressen und Tagungen begleitete, belehrende und auf die Bedürfnisse der Menschen ausgerichtete Fachausstellung. Die Dauerbauten von Prof. W. Kreis – drei Museen, das Planetarium und die Rheinterrasse – schlossen die Rheinfront zwischen der Rheinbrücke und dem Regierungsgelände. Mehr als 7,5 Millionen Besucher, darunter etwa 3 Millionen aus dem Ausland, haben diese Ausstellung gesehen.

Blick auf das Ausstellungsgelände der „Gesolei“ mit Rheinterrasse, den Bauten am Ehrenhof und das Planetarium, der heutigen Tonhalle. Stadtarchiv Düsseldorf. Foto von 1926.

In den nächsten Jahren entstanden große Siedlungskomplexe an der Kaiserswerther Straße, die Salz- & Schmitz-Häuser an der Theodor-Heuss-Brücke und die Siedlungsbauten an der Karolingerstraße, die zwar alle den Gesoleibauten verpflichtet sind, sich jedoch stärker an der expressionistischen Architektur der Kriegs- und frühen Nachkriegsjahre orientieren. Bei der zweiten Kommunalreform von 1929 wurden Kaiserswerth, Lohausen, Benrath, Itter und Urdenbach eingemeindet.

Der Beginn der nationalistischen Gewaltherrschaft und der Zweite Weltkrieg bedeuteten den schwersten Rückschlag in Düsseldorfs Stadtgeschichte und das Ende ihres kulturellen Lebens. Bereits kurz nach der „Machtergreifung” wurde der Lehrkörper der Kunstakademie ausgetauscht: Paul Klee, Heinrich Campendonk. Ewald Mataré u. a. mußten gehen, ebenso der Leiter des städtischen Orchesters, Jascha Horenstein, und der Kunstmuseumsdirektor K. Koetschau. Galerien der modernen Kunst wurden geschlossen, zahlreiche Künstler verhaftet, verfolgt oder mit Berufsverbot belegt und unzählige Kunstwerke, vor allem solche jüdischer Künstler, entfernt.

1937 fand die große Ausstellung „Schaffendes Volk” statt, der die Stadt die Anlage des Nordparks und die Golzheimer Siedlung verdankt. Einige bereits in den zwanziger Jahren geplante oder begonnene Großbauten – der Hauptbahnhof, Polizeipräsidium und Oberfinanzdirektion – wurden in den dreißiger Jahren vollendet.

Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Schäden des Zweiten Weltkriegs waren enorm. Düsseldorf bot das Bild einer brückenlosen Trümmerstadt, die die Hälfte aller Wohn-, Industrie- und öffentlichen Bauten verloren hatte und deren Sakralbauten fast alle bis auf die Umfassungsmauern zerstört waren. Nur etwa 7% der Bausubstanz blieben unbeschädigt. Der Wiederaufbau vollzog sich nur schleppend. Es galt zunächst vor allem winterfeste, einsturzfreie Wohnräume für die Bevölkerung zu sichern.

Düsseldorf, zunächst Sitz der britischen Militärregierung, wurde 1946 Hauptstadt des Landes Nordrhein-Westfalen. Als Stadtplaner wirkte seit 1948 Friedrich Tamms, der später, von 1954 bis 1969, Beigeordneter für die Stadt- und Landesplanung war. Man ging daran, die zerstörten Kirchen und bedeutenden Bauten weitgehend rekonstruierend wiederaufzubauen. Ein Neuordnungsplan aus dem Jahre 1949, der die damals übliche „autogerechte” Stadt entwarf, wurde verabschiedet. Düsseldorf genoß in den ersten Jahren der „Ära Tamms”, in der zu den wichtigsten Bauvorhaben seine ehemaligen Kollegen aus dem Arbeitsstab Speer herangezogen wurden, den Ruf als Ort des konservativen Bauens. Erst allmählich, gegen Ende der fünfziger Jahre, fand ein Wandel statt: Durch zahlreiche hervorragende Bauten vollzog sich der Anschluß an den internationalen Stil.

Mit dem „Drei-Scheiben-Haus”, dem neuen Schauspielhaus, dem Mannesmann-Hochhaus, der neuen Landesgalerie, dem neuen Parlament mit dem Fernsehturm sowie den 1999 fertiggestellten Frank.O.-Gehry-Bauten am Hafen, dem Stadttor und zahlreichen weiteren neuen Verwaltungs- und Mediengebäuden ändert sich das Gesicht der Stadt ständig. Das Alte und das Neue liegen eng beieinander und ergänzen sich im wesentlichen harmonisch. Wie hatte es Peter Behrens bei seinem Abschied von Düsseldorf (1907) so treffend ausgedrückt: „Dieser Heinrich Heine hat Recht: Die Stadt ist so schön, daß sie wohl keiner trotz heftigster Bemühungen ganz wird vermurksen können”.

Das Drei-Scheiben-Haus, auch Thyssen-Haus genannt, wurde 1960 am Rande des Hofgartens von den Düsseldorfer Architekten Helmut Hentrich & Hubert Petschnigg erbaut. Es hat eine Höhe von 94 m und beinhaltet 26 Etagen.

Zur Zeit (2000) hat die Stadt Düsseldorf rund 570.000 Einwohner. Sie gehört neben Berlin, Frankfurt, Hamburg und München zu den wichtigsten deutschen Wirtschaftszentren, die auch auf internationaler Ebene eine Rolle spielen. Die Bedeutung als Außenhandelszentrum – Düsseldorf hat die größte Ansiedlung von Japanern in Deutschland – mit dem drittgrößten Flughafen der Bundesrepublik (im Jahre 2000 mit mehr als 16 Millionen Fluggästen) und dem zweitgrößten Banken- und Börsenplatz zeugen davon. Aber auch als Markt der Kreativität, der Künste, der Mode und als internationaler Messeplatz ist die Stadt bekannt. Rund 1000 Unternehmen aus der Informations- und Kommunikationsbranche mit mehr als 26.000 Beschäftigten haben ihren Sitz in Düsseldorf, mehr als 200 Galerien stellen hier aus, etwa 600 Künstler leben und arbeiten in der Stadt, und mehr als 900 zum Teil internationale Werbeagenturen mit rund 6.500 Beschäftigten sind hier tätig. Hinzu kommen verschiedene Hochschulen wie z. B. die Heinrich-Heine-Universität, die Kunstakademie und die Robert-Schumann-Hochschule.

Der internationale Flair der Landeshauptstadt Düsseldorf spiegelt sich wieder in den weltoffenen und freundlichen Menschen, der hohen Erlebnis- und Erholungskultur, der reizvollen Flußlandschaft des Rheins, kurzum Düsseldorf ist mehr als eine Reise wert. Kommen und erleben Sie Düsseldorf an einem lauen Sommerabend an der Rheinufer-Promenade sitzend mit einem Glas Düsseldorfer Altbier, um in netter Gemeinschaft einen erlebnisreichen Tag geruhsam ausklingen zu lassen.

Düsseldorf, im Jahr 2001

Urbanes Leben am Ufer des Rheins mit dem Schlossturm aus der Mitte des 16. Jahrhunderts und der St. Lambertus-Basilika, dessen Ursprünge bis ins 8. Jahrhundert zurück reichen.