St. Viktor
Wissenswertes über St. Viktor
“Das Stift lag südlich außerhalb der Stadt in dem Vorort Weisenau. Dort hat man es nördlich der jetzigen Pfarrkirche zu suchen. Bereits im 8. Jahrhundert wird St. Viktor erwähnt. Erzbischof Willigis erweiterte die Kirche zu einem Stift für 20 Stiftsherren und weihte sie am 5. Juni 994 in Gegenwart Kaiser Ottos III. ein. Aus der Baugeschichte wissen wir nur, dass die Kirche vor 1214 durch Feuer zerstört wurde. 1329 wird die Kirche durch die Mainzer Bürger geschleift, da diese alle Stützpunkte außerhalb der Mauern beseitigen wollten.
1552 wurden Kirche und Stift … eingeäschert. Von diesem Schlag erholten sie sich nicht mehr. Weder von der alten Kirche noch von der Michaelskapelle, die 1514 mit einem gewölbten Kreuzgang bei der Kirche errichtet, dann zum Gottesdienst wiederhergestellt und 1711 neu erbaut wurde, wissen wir etwas Näheres von ihrem Aussehen, noch haben wir Ansichten und Pläne. Gerade die merowingische und ottonische Anlage würden von großem Interesse sein und in dem wenig bebauten Gelände wäre eine gelegentliche Ausgrabung bestimmt mit Ergebnissen gesegnet.
Nach der Zerstörung von 1552 zogen die Stiftsherren in die Stadt und hielten ihre Gottesdienste in der St. Johanniskirche. Nach 1552 sind die Viktorstiftsherren in St. Johannis begraben worden, dort befanden sich auch ihre Grabsteine. Inzwischen sind diese aber auch untergegangen. 1763 hatte St. Viktor 4 Prälaten, 12 Kanoniker (1721: 16 Kanoniker) 1 oder zwei Domizellare und 17 Vikare. Da die Stiftsgebäude schon frühzeitig zerstört wurden und verfielen, wurden nur wenige Inschriften aufgezeichnet. Das Alter und die Bedeutung des Stiftes legen nahe, an das ursprüngliche Vorhandensein von bedeutsamen Inschriften zu glauben, die meist spurlos untergingen. Nur wenige Grabsteine haben sich in der Gartenmauer eines Grundstücks, das wohl an der Stelle des Stiftes liegt, erhalten. Aber auch diese zerfallen rasch durch die Witterung. Ein Stein befindet sich in der Weisenauer Pfarrkirche (Nr. 1182), ein weiterer des Kantors Heinrich Pistoris † 1531 (Nachtrag S. 714) wurde im Oktober 1956 im Chor der gen. Pfarrkirche gefunden.”
Der Text ist aus „Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650″ gesammelt und bearbeitet von Fritz Viktor Arens auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer.